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Roman

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Esperanza
Roman
Verlag Klaus Wagenbach

cover_web Von ihrer Kindheit, vom Leben unter Franco und von dem Jugendfreund Alfonso hat Esperanza nie erzählt. Dieses Schweigen will ihre Tochter Karla nicht länger hinnehmen, als plötzlich ein Unbekannter in Berlin auftaucht, der offenbar ihr Halbbruder ist.

»Warum bist du eigentlich damals aus Spanien weggegangen?«, fragen nun auch ihre Enkel, die noch viel zu klein sind, um zu verstehen. Und die längst erwachsene Tochter torkelt haltlos durchs Leben. Alle Wurzeln gekappt, kein Blick zurück, das geht so lange gut, bis eines Tages ein fremder Mann vor der Tür steht und Esperanza aus vertrauten Augen ansieht.

Vor Jahrzehnten hatte sie Spanien verlassen, als Gastarbeiterin in Deutschland eine Anstellung und in Karl- Otto einen guten Mann gefunden. Beinahe vergessen sind die Sprache ihrer Kindheit, Gerüche und Farben der Landschaft, die Armut,alle Erinnerungen, aller Schmerz. Über die Vergangenheit spricht Esperanza nie, doch als Juan in Berlin auftaucht, beginnt die Familie zu ahnen, dass Esperanza in Spanien vieles zurückgelassen hat. Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, und Esperanza macht sich, begleitet von ihrer Tochter, auf die Reise nach Spanien, um das Schweigen zu brechen und sich ihren Dämonen zu stellen.
Der raffiniert gebaute Familienroman erzählt von Gastarbeiterschicksalen und der Erfahrung der Fremdheit, von den Abgründen der spanischen Geschichte und vom Umgang mehrerer Generationen mit den blinden Flecken der eigenen Biographie.

Verlag Klaus Wagenbach www.wagenbach.de



Interview mit Marina Caba Rall

Was bedeutet Heimat für Sie?
Eine Collage: Die Wohnung meiner Mutter im großelterlichen Haus mit Blick auf die Schwäbische Alb und die Madrider Wohnung meiner Kindheit, die Rosen auf der Terrasse und der Autolärm der Avenida del Mediterráneo; der Duft vergorener Äpfel im Tübinger Herbst und die Gerüche der Metro in Madrid; die politischen Lieder des republikanischen Spanien und die Gute- Nacht- Lieder der Romantik …

Die drei Protagonisten in Ihrem Roman gehen jeweils sehr unterschiedlich mit ihrer Herkunft um. Wie ist Integration in »der Fremde« möglich?
Für mich ist Integration ein merkwürdiger Begriff, da er als Einbahnstraße konzipiert ist und impliziert, es gäbe so etwas wie eine homogene Gesellschaft, in die man sich integrieren kann.
Ich würde lieber von Interaktion sprechen. Das bedeutet, es wird keine einseitige Anpassung verlangt, sondern es entsteht ein Miteinander in diverse Richtungen. Jede Kultur ist ein Mosaik, das aus wertvollen, schönen, überflüssigen und furchtbaren Elementen besteht.


Sie arbeiten auch als Regisseurin und Drehbuchautorin. Warum sollte die Geschichte von Esperanza ein Roman sein?
Ursprünglich war Esperanza ein Drehbuch, das beinahe verfilmt worden wäre. Als die Finanzierung nicht klappte, spürte ich, dass die Geschichte immer noch zappelte, rumorte und leben wollte.

Welche Erfahrungen aus der Arbeit an Drehbüchern sind in Ihren Debütroman eingeflossen?
Die Struktur der Handlung mit den immer wieder einbrechenden »Flashbacks«.
Auch das szenische Schreiben, also die genaue Vorstellung davon, wie eine Szene abläuft, wer sich wie bewegt, reagiert oder sich im Raum aufstellt, war beim Schreiben sehr präsent. Doch die Romanform verlangte auch Ungewohntes von mir.
Plötzlich konnten die Figuren denken und fühlen, und ich durfte ihr Innenleben beschreiben, das empfand ich als sehr befreiend, denn in einem Drehbuch kann ich nur das beschreiben, was ich »sehe«.

Annette Wassermann
Lektorin & Presse
presse@wagenbach.de
Tel: 030-23515111/ Fax: 030-2116140