Sekundärliteratur
„Esperanza ist eine Ode an die memoria histórica und ein Bruch mit dem Pakt des Schweigens und Vergessens.“
aus: Ronja Zenke, Zur Darstellung von Trauma in Marina Caba Ralls interkulturellem Roman Esperanza, Masterarbeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 2018, S.62
Pressestimmen
„Gekonnt, mit ineinander verwobenen Rückblenden und Erzählsträngen beschreibt Caba Rall die Verbrechen des Franco-Regimes und die sich immer wieder Wege bahnende Liebe. Das in einer klaren und doch poetischen Sprache geschriebene Debüt gehört zu den großen Romanen dieses Frühjahrs.“ Börsenblatt des deutschen Buchhandels, 17. März 2016
Tiefes Leid und wilde Lebenslust
Marina Caba Ralls Roman „Esperanza“ ist eine Spurensuche, die von Spanien nach Deutschland führt. Von Ulrike Frenkel
“Lauter Geschichten, die keinen Anfang hatten“. So sieht Karla, einenicht mehr ganz junge, aber bisher nicht wirklich erwachsen gewordene Langzeitstudentin ihre Familienbiographie. Die Mutter Esperanza war vor Jahrzehnten als Gastarbeiterin aus Spanien nach Deutschland gekommen, hatte dort den Vater Karl-Otto kennen und lieben gelernt und mit ihm zwei Kinder bekommen. Alles scheint soweit in Ordnung in der multikulturellen Sippe, der Bruder ist längst selbstständig, nur die Mittdreißigerin bastelt scheinbar ziel und oft mutlos an bizarren Skulpturen herum und bekommt ihr Leben und Lieben nicht auf die Reihe. Erst als plötzlich ein schöner Mann vor der Tür steht, dessen Augen ihr ziemlich bekannt vorkommen, öffnen sich für Karla Türen in eine Zeit, die Esperanza mit ihrer Auswanderung in Richtung Norden hatte hinter sich lassen wollen. Doch die nie erzählte Vergangenheit war nicht einfach vergangen, sondern hinterließ in ihren Nachfahren Leerstellen und Verheerungen. Und so zwingt die Tochter ihre Mutter zu einer gemeinsamen Reise in den Süden, interessiert an den losen Enden von deren Herkunft, aber auch an den gekappten Wurzeln und den Brüchen in der eigenen Identität.
Marina Caba Rall, selbst in Madrid und Tübingen großgeworden und vertraut mit der Historie Spaniens und Deutschlands,legt diese Spurensuche, die vom Spanischen Bürgerkrieg über die Herrschaft Francos bis ins heutige Berlin und London führt, gleichermaßen gekonnt als sinnliches RoadMovie wie als literarisches MemorySpiel an. Mal deckt Juan, der gerade frisch gewonnene Halbbruder ein erkenntnisbringendes Kärtchen auf, mal Karla, und mal Esperanza selbst. Das so entstehende Gesamtbild erhellt am Ende die wechselseitigen Beziehungen der Protagonisten ebenso wie die Tragödie der autoritären Unterdrückungen auf der Iberischen Halbinsel, deren Folgen nicht nur im privaten Bereich bis heute kaum überwunden sind. Die 52-Jährige Autorin, weiß, wovon sie schreibt, tiefes Leid und wilde Lebenslust wechseln sich ab. Ihr erstes Buch hat sie nach dem Namen von Karlas Mutter benannt: „Esperanza“ heißt auf spanisch Hoffnung.
Stuttgarter Zeitung, 1. April 2016
„ESPERANZA lebt von seiner Figurenzeichnung, von unterschiedlichen Erzählperspektiven und der Spannung, die sie (die Autorin) geschickt aufbaut. Ein berührendes Dokument der Verletzungen, die das Franco-Regime auch den nachfolgenden Generationen mitgegeben hat und eine ungewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung.“
Brigitte Spezial, Die 180 besten Bücher des Jahres, 2016
www.diebuchbloggerin.de/brigitte-spezial-die-180-besten-buecher-des-jahres-2016